Marinekameradschaft Essen-Kupferdreh
und Umgebung von 1912
Marine-Regatta-Verein-Essen e. V.

Einhand Richtung Norwegen

Im Juli brach unser Vereinsmitglied Klaus Hager solo Richtung Norwegen auf. Von seinen Erfahrungen berichtet er in Form eines Blogs, der hier unverändert wiedergegeben wird ... --- 5.7.2013 Ablegen in Naarden. Abends in Lelystadt angelegt um Einzukaufen und das Boot seeklar machen; Alles notwendige festzurren, Leinen checken etc. Motoroelwechsel, Oelfilter-wechsel,Ersatzimmpeller fuer Wasserpumpe besorgen usw.


6.7. Zur Schleuse in Kornwerdersand gesegelt und neben dem Schleusenhaven geankert.
7.7. 08:50 Anker auf und geschleusst, mit ablaufendem Wasser (laeuft leider nicht immer in meine Richtung) durch das Watt motort. 12:30 Grosssegel und Genua gesetzt und zwischen Vlieland und Terschelling durch auf die Nordsee gesegelt.

Der Wind kam aus NNO, also genau daher wo ich hin wollte - also kreuzen, was bei dem querlaufenden Kuestenstrom ziemlich muehsam ist. Wenn ich normalerweise eine Wendewinkel von ca. 90 Grad habe kann man bei Weststrom und NO Wind locker noch mal 15 bis 20 Grad draufrechnen. Mein erster KPK war 355 Grad, Rechtweisend 340 Grad. Ich fuhr also Tendenz westlich, wo ich doch nach Osten wollte. Nach 3 Stunden habe ich eine Wende probiert - der neue Kurs haette mich nach 1 Tag Segeln noch nicht mal an die Ostspitze von Terschelling gebracht - sehr unbefriedigend das. Ich also wieder auf den alten Kurs und raus auf die Nordsee.

8.7. 08:00 Wende auf RW 075 Grad - dieser Kurs lief genau auf Helgoland zu - also wenig Nord aber wenigsten Oststrecke gemacht, na gut!
Ich fuhr also zwischen dem Windpark Borkum ... und unerlaubterweise teilweise nicht genau Verkehrsrichtung (eher im Mittelsteifen, auf der Autobahn wuerde man sagen "Gruenstreifen") in dem noerdlichen Ost-West laufenden Verkehrstrennungsgebiet das nach Helgoland und umgekehrt laeuft. Die ganze Nacht hindurch habe ich kein Schiff, kein Seezeichen, Nichts gesehen. Tote Zone. Und ich habe anfangs noch viel Ausguck gehalten. Der Wind, der sich anfangs noch mit Bft. 4 recht freundlich zeigte brieste auf satte 6+ auf - und immer so hoch wie moeglich am Wind.
Also wirklich kein Vergnuegen. Allerdings drehte der Wind auf Nordwest, sodass ich nicht in Helgoland landen musste sondern ich konnte Kurs Sylt anlegen. Um 18:00 hatte ich allerdings Wind 6 bis 7. Um 23:00 war ich auf Pos. 54 37'90N/ 006 52'94E. Die Nacht wuerde also noch lang.

9.7. 06:30 Sylt in Sicht, genaugenommen Westerland, die hohen Gebaeude.Der Wind war auf 4 runtergegangen und war ploezlich fast ganz weg. Ich bin dann die Kueste rauf motort und haben um 10:38 in List auf Sylt festgemacht.

Der DLF-Wetterbericht hat fuer Fisher, Utsira und Skagerag, also wo ich durch musste, seit Tagen Starkwind / Sturmwarnung im Angebot. Am 11.7.
wars mir dann zu bloed und ich habe fuer den nachsten Tag Leinen los geplant.

12.7. 06:40 List Leinen Los. Kein Wind. Bis Horns Rev motort. Segelversuch Wind 2-3 und tote Duenung von der letzten, windigen Nacht. RW-Kurs 000, also nicht schlecht. Schoene Briese, in ca. 3 NM Abstand zu Kueste nach Norden auf einer Backe nach Norden gesegelt. 20:15 in Hvide Sande fest. Ein Ort an dem man ruhigen gewissens vorbei segeln kann, man versaeumt nichts.

13.7. 07:30 Hvide Sande Leinen los. Wind 4, hoch am Wind Groß und Genua gerefft. Wind briest auf auf 6 bis 7, an der Starkwindwarnung war also was drann. Um 14:05 bei Wind 7 ist die Berge/Reffleine der Genua gerissen. Ich bin also mit ungerefftem Vorsgel noch 2 Stunden weitergesegelt bis Tyboroen. 16:10 Tyboroen fest.

14.7 Beim Ablegen hatte ich eine Leine in der Schraube - und es war nicht meine Eigene!!! so ein typisches Nylon-Geschirr wie es die Fischer verwenden. Das Zeug wird so heiss an der Welle dass es sich zum Ring verschmort. - Also Tauchen und das Zeug rausoperieren. Das Boot war bei der Aktion bzw. Auf die zum Glueck freie gegenueberliegende Pier getrieben und sanft gelandet. Jetzt lag ich allerdings bei Windstaerke 6 an einer Lee-Pier. Es war mit allen Tricks (die ich kenne) nicht moeglich abzulegen - also ein weiterer Tag Tyboroen - haette nicht sein mussen.

15.7. Tyboroen. LEINEN LOS +++. 09:30 . Ich bin dann in den Limfjord reingefahren, habe hinter der Bruecke am Odde Sund die erste und auch die beste Bucht angesteuert und habe den Anker fallen lassen und habe in bis zum 18.7. nicht mehr hochgeholt.

18.7. Anker auf 11:30. - man merkt schon an den Startzeiten, dass hier der Urlaub begann! - Richtung Nykoebing. 16:20 Nykoebing fest.

20.7. 10:30 Nykoebing Leinen Los. Ich bin dann den ganzen Tag mit Wind von hinten, Staerke 2 bis 3 durch den Limfjord gedadelt - es war traumhaft, ein warmer Sommertag wie sich der kleine Moritz einen skandinavischen Sommertag vorstellt. 21:15 vor Aalborg den Anker fallen lassen.

21.7. 12:30 Anker auf. 13:15 Marina Vesterhavne in Aalborg fest. In Aalborg neue Rollreffleine gekauft, etwas dicker als die alte.

22.7. Aalborg Leinen los. Weiter nach Osten durch den Limfjord. 15:30 Hals passiert, raus auf den Kattegat. Der Ernst des Lebens hat mich wieder. anfaenglich Wind 2 bis 3 dann wieder 5+. dreimal gewendet. Ca. 20:00 - soll ich in Fredrikshavn anlegen und ruhig schlafen? - Ach was, im schlafen kommt man nicht weiter. 23.7. 04:10. Soll ich noch in Skagen anlegen? - ein Stuendchen Schlafen? - siehe 20:00 Fredekshavn!
Kaum bin ich an Skagen vorbei auf dem Skagerak ist der Wind weg, gegen alle Versprechungen und Starkwind und Sturmwarnungen von DLF Radio. Ich bin also den ganzen Tag ueber den Skagerak motort und habe am 23.7. um 21:08 in Fredrikstadt in Norwegen festgemacht.

24.7 09:30 Frederikstadt. leinen los. 00:05 Oslo fest. Den ganzen Oslofjord ca. 54 NM raufmotort.

Hier liege ich nun bis heute, 11. August 2013 und Morgen fahre ich wieder weg .... (wird fortgesetzt)

Geschrieben von Klaus Hager (13.10.2013)